Sind Basis-Träumer:innen die besseren Ideengeber?
Was Persönlichkeit mit Kreativität zu tun hat.
Kreativität verbinden wir oft mit Genialität, Talent oder spontanen Einfällen. Doch eine Studie von Sixtine Lefebvre (Neuropsychologin und PCM-Trainerin) und Anaëlle Camarda (2024) zeigt, dass mehr dahintersteckt. Vor allem die Persönlichkeit spielt eine zentrale Rolle.
Ein Ergebnis der Studie, deren Vorarbeit Sixtine uns bei der PCM-Weltkonferenz 2023 in Bordeaux vorgestellt hat, ist: Personen mit der Basis „Träumer“ im Kommunikationshaus nach PCM sind besonders gut darin, kreative Lösungen zu entwickeln. Warum ist das so?
Kreativität – warum uns oft das Naheliegende einfällt
Stellen Sie sich vor, Sie erhalten folgende Aufgabe:
„Lass ein rohes Ei aus zehn Meter Höhe fallen – ohne dass es kaputtgeht.“
Was fällt Ihnen spontan als Lösung ein?
Etwas mit Matratze, Fallschirm oder Luftpolsterfolie? Damit wären Sie nicht allein.
In der Studie bekamen 102 Erwachsene diese Denkaufgabe – vorher hatten sie ein PCM-Kommunikationsprofil gemacht.
Die meisten ihrer Lösungsansätze ließen sich in eine der drei Kategorien einordnen: den Fall dämpfen, den Fall verlangsamen oder das Ei schützen. Logisch, aber auch ziemlich vorhersehbar.
Das liegt daran, dass unser Gehirn bevorzugt auf Bekanntes zurückgreift. Dieses schnelle, automatische Denken nennt man in der Psychologie „System 1“. Für wirklich kreative Ideen braucht es jedoch „System 2“ – also bewusstes, langsames, analytisches Denken. Dann entstehen ungewöhnliche Ansätze, wie zum Beispiel:
„Ich rufe die Glucke, sie fängt das Ei zwischen ihren Flügeln.
Das Ei springt von Wolke zu Wolke.
Ich lasse einen kleinen Zug um das Gebäude fahren. Wenn ich den Zug starte, habe ich 2 Minuten und 37 Sekunden Zeit, bevor das Ei fällt.“
Verrückt? Ja. Kreativ? Absolut.
Diese Antworten kamen von Studienteilnehmer:innen mit Träumer-Basis im Kommunikationshaus.
Warum gerade Träumer mehr Ideen haben
In einer früheren Studie (Sehe ich den Wald oder den Baum?) fand Sixtine Lefebvre 2023 heraus: Menschen mit einer Träumer-Basis lösten kreative Denkaufgaben anders als andere Persönlichkeitstypen. Sie ließen sich weniger von äußeren Reizen ablenken und konnten Informationen visuell besonders effizient verarbeiten.
Das bedeutet: Basis-Träumer:innen bleiben fokussiert – und haben dadurch mehr Raum für ungewöhnliche Ideen.
Besonders interessant: Träumer:innen waren nicht nur in den „typischen“ Lösungskategorien stark, sondern lieferten auch besonders originelle Ansätze. Sie konnten also sowohl konventionell als auch innovativ denken. Ein echter Kreativ-Bonus.
Was macht den Träumer-Typ aus?
Laut PCM handelt es sich bei Basis-Träumer:innen um ruhige, nachdenkliche und fantasievolle Persönlichkeiten. Sie benötigen Zeit zum Reflektieren und bevorzugen ruhige Umgebungen. Ihr psychologisches Grundbedürfnis ist Alleinsein. Sie schätzen die Möglichkeit zum Rückzug – das bedeutet aber keineswegs, dass sie nichts beizutragen hätten.
Im Gegenteil: „Imaginer“, so der englische Begriff, besitzen häufig eine ausgeprägte Vorstellungskraft und viele gute Ideen. Sie äußern diese aber oft erst, wenn man sie gezielt anspricht.
Was heißt das für Ihren Alltag oder Ihr Berufsleben?
Wenn Sie mit kreativen Teams arbeiten oder kreative Prozesse leiten, sollten Sie Träumer:innen unbedingt auf dem Schirm haben. Sie sind oft nicht die Lautesten im Raum – aber möglicherweise die mit den spannendsten Ideen. Geben Sie ihnen Raum, stellen Sie klare Aufgaben und ermutigen Sie sie mit einer ruhigen „Direktive“ zum Nachdenken und sich-Einbringen. Dann können sie wahre Innovations-Motoren sein.
Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass besonders kreative Persönlichkeiten wie etwa Einstein diesem Persönlichkeitstyp angehört haben könnten. Eine Theorie, die auf jeden Fall neugierig auf weitere Forschung macht.
Fazit:
Kreativität ist kein Zufall – sie hängt stark mit unserer inneren „Denkhaltung“ zusammen. Und Basis-Träumer haben dabei einen entscheidenden Vorteil: Sie denken in Ruhe, lassen sich nicht leicht ablenken – und haben oft die Fähigkeit, in völlig neue Richtungen zu denken.
Wenn Sie also kreative Köpfe suchen, lohnt sich ein genauer Blick auf die stillen Visionär:innen im Raum.
Die ganze Studie finden Sie hier: https://www.kcg-pcm.de/storage/app/media/literature/Kreative_Ideenfindung_und_Persoenlichkeit_2024-06-13_DE_Sixtine-Lefebvre.pdf
und hier: https://www.frontiersin.org/journals/psychology/articles/10.3389/fpsyg.2024.1403714/full
Bilder: Shutterstock und Canva