Antreiber – der Schritt durch die Kellertür!

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Vor Jahren wurde unsere Gastherme gewartet, und zwar durch einen Heizungstechniker, der recht forsch auftrat und mir von oben herab begegnete: „Junge Frau, wissen Sie, wo der Hauptschalter ist?“.

Ja, das hätte ich ihm wirklich gern gesagt. „Äh – tut mir leid, entschuldigen Sie…ich weiß jetzt auch nicht wirklich Bescheid…“

Kennen Sie das auch? Den Moment, kurz bevor Sie in den Stress abrauschen?
Wenn Sie sich gerade noch so beherrschen können – und dann geht es doch nicht mehr?
Nach dem Process Communication Model ist das unser „Antreiber-Verhalten“. Danach geht es dann zügig runter in den „Keller“, und im Keller sein, das heißt: im Distress sein. Dort ist gar kein Austausch von Informationen mehr möglich, dort ist Beziehungsabbruch (was auch das Verlassen eines Raumes und das Zuschlagen einer Tür bedeuten kann).

Im Antreiber haben wir sozusagen schon den Fuß auf der Keller-Schwelle.

Wenn wir im Antreiber sind, sind wir nicht mehr in der ausgewogenen okay-okay-Haltung.

Ich selbst bin Basis-Empathikerin. In meinem Antreiber, dem „Mach’s-recht-Antreiber“ empfinde ich: Du bist okay – ich bin nur okay, wenn ich es dir recht mache! Dann entschuldige ich mich viele Male und werde unsicher.

Es geht in den Distress-Keller!


Ich hatte keinen Schimmer, was der Installateur mir erzählte und was er eigentlich von mir wollte.
Und als er dann auch noch sagte: „Da hört man sich das an und fragt sich, was Sie dann Weihnachten ohne Wasser anstellen werden“, da fiel ich innerlich die Kellertreppe runter – in mein persönliches Stressmuster, den Jammerer. Bei dem Gedanken, Weihnachten ohne Wasser dazusitzen, setzte mein klares Denken aus. Tiefes, zitterndes Einatmen, seufzendes Ausatmen. Kloß in der Kehle, Blick zum Boden. Ich stieß mich am Türrahmen und entschuldigte mich dafür. Mir kamen die Tränen. „Ich bin aber auch blöd.“

Als mein Mann später fragte, was mit der Gastherme sei, jammerte ich: „Ich weiß nicht… Der Typ hat irgendwas davon gesagt, dass Weihnachten das Wasser abgestellt wird!“

Mein Mann nahm mich erst mal in den Arm – „Ach, du mein lieber Schatz“ – kochte mir dann einen Tee und setzte sich mit mir hin.

Durch sein Nachfragen wurde klar, dass der Heizungstechniker hatte wissen wollen, ob ich fähig sei, die Therme bei einer Fehlermeldung selbst wieder in Gang zu bringen. Und das zum Beispiel an einem Feiertag, wo ich so schnell keine Hilfe von seiner Firma bekomme.

Mir als Basis-Empathikerin hat die liebevolle Annahme meines Mannes geholfen, aus meinem Distress-Keller wieder nach oben zu kommen. Anerkennung als Person – als die Person, die ich bin – das brauche ich. Das lädt meine innere Batterie wieder auf. Eine Tasse Tee hilft ebenfalls, wenn ich sie mit einem lieben Menschen trinken darf, der mir zuhört und Verständnis zeigt.

Jeder hat seinen Antreiber. Jeder hat seinen Distress-Keller.

Ja, das Leben wäre leichter, wenn alle Menschen so ticken würden wie ich. Dem ist aber nicht so.
Und was mich in Stress versetzt, lässt andere kalt. Es gibt verschiedene Stressmuster: neben dem Jammerer gibt es den Angreifer und den Schuldzuweiser.

Vor allem gibt es verschiedene „Vorboten“ für Stress: sechs verschiedene Antreiber.

Auch der Heizungstechniker hat – genervt durch meine zaghafte Aneinanderreihung von Entschuldigungen – seinen eigenen Antreiber gezeigt „du musst stark sein für mich“: „Na, ob Sie das aushalten, wenn an einem Feiertag dann kein Wasser kommt.“
Ich bin okay – du bist nur okay, wenn du stark bist für mich. Das ist das typische Verhalten des Macher-Antreibers.

Heute bin ich vertraut mit dem Process Communication Model und lerne, Antreiber-Verhalten zu erkennen, bei mir und meinen Mitmenschen.

Immer öfter gelingt es mir, dadurch Misskommunikation abzuwenden. Als ich neulich bei der Sanitärfirma nachfragte, wann denn unser Waschbecken geliefert wird, behauptete der Kollege am anderen Ende der Leitung, bei ihm läge weder meine Bestellung noch mein Waschbecken. Da musste ich einmal durchatmen.
Statt aber mit zittriger Stimme zu sagen: „Eigentlich war das besprochen – tut mir leid, könnten Sie vielleicht noch mal nachsehen?“ konnte ich fest und bestimmt sagen:

„Schauen Sie nach! Bringen Sie es her, montieren Sie es an! Ich brauche das Waschbecken morgen.“
Und was soll ich sagen – er sah nach, es war da. Am nächsten Tag war das Waschbecken montiert.

Und was ist Ihre Kellertür?

Lernen auch Sie Ihren Antreiber kennen – und die Antreiber Ihrer Mitmenschen! Um zu merken – jetzt habe ich den Fuß in der Kellertür! Jetzt zeigt der andere ein Stressmuster! Dann können Sie aktiv eingreifen, den Prozess gestalten, dem anderen anders begegnen. Und so Misskommunikation abwenden.

PCM macht den Unterschied! Jeden Tag und bei jedem Gespräch.

 

 

Von Charlotte Zierau

Bild: Shutterstock

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