„Ich bin’s nur.“

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Wenn sich meine Mutter so am Telefon gemeldet hat, war ich immer direkt genervt. „Ach, Mama. Was heißt denn da NUR.“ Diese Art, sich selbst abzuwerten, das fand ich einfach nur ärgerlich.

Vielleicht kennen Sie ja ähnliche Geschichten. Die Oma einer Freundin reagierte, wenn sie angerufen wurde, gerne mit: „Na sowas, euch gibt’s auch noch.“ So passiv-aggressiv, da hatten die Kinder/Enkel schon keine Lust mehr auf das Telefonat.

Meine Mutter ist vor zehn Jahren verstorben, ganz plötzlich.
Ich weiß heute, dass meine Mutter mit ihrem starken Empathiker am Telefon folgendes von mir gebraucht hätte:

„Liebe Mama. Ich freue mich, dass ich dich spreche. Es tut mir leid, dass ich so lang nichts habe von mir hören lassen.
Ich komme morgen mal auf einen Kaffee rein und wir reden. Ich möchte alles von dir hören.“

Es hätte mich nichts gekostet, ihr Bedürfnis nach Anerkennung als Mensch auf diese Weise zu sehen. Wahrnehmungsart „Gefühl“ und der fürsorgliche Kommunikationskanal ist ebenso keine Mühe für mich. Beim Umgang mit meinen Kindern selbstverständlich. Bei der eigenen Mutter war es eine Entscheidung, die ich manchmal nicht getroffen habe.

Meine Mutter hätte ich nicht mehr ändern können. Uns bleibt, die Eltern so zu nehmen, wie sie sind. Solange wir sie noch haben.

 

von Martin Beck

Bild: Shutterstock

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